Antiquariat Dieter Zipprich
Obere Dorotheenstraße 5a
96049 BAMBERG
Tel. 0951 50 99 3200
Mobil 0160 - 1494263

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Verkauf von handgefertigtem Buntpapier:

 


 

Über Kleisterpapier

An das Antiquariat angegliedert, ist die Buntpapierwerkstatt ebenfalls im Sommer 2016 nach Bamberg umgezogen. Endlich Platz! Hier fertige ich alle erdenklichen Arten von Kleisterpapier, als da sind: einfach gestrichenes Papier, Sprenkelpapier, Abklatschpapier, Modeldruckpapier etc. Zum Einsatz kommen dabei die verschiedensten Werkzeuge wie Kämme, Rollen, Stempel, Pappstreifen, Papierknäuel, Hände. Trägerpapier ist meist Maschinenbütten (Vorsatzpapier 100 g/m²), welches säurebeständig und leicht verarbeitbar ist. Für größerformatige Drucke mit Model oder Stempel verwende ich auch echtes Bütten oder Japanpapier. Die Kleisterfarbe selbst wird aus Reisstärke und lichtechten Farben wie Acrylfarbe oder Pigmenten hergestellt. Standardgröße eines Bogens ist 70 x 50 cm. 

Gerne arbeite ich auch nach historischem Vorbild zur Restaurierung Ihrer antiquarischen Bücher.

Nach Ihrer Vorlage, beispielsweise einem noch vorhandenen Buchdeckel, fertige ich in Muster und Farbe identisches Bezugspapier – dieses wird dann entsprechend des Erscheinungsbildes Ihres Werkes – nachbearbeitet und den Alterungsgegebenheiten des Bestandes angeglichen.

Auf Wunsch werden die Kleisterpapiere auch geglättet und poliert. Sie besitzen aber an sich schon eine seidig glänzende Oberfläche und fühlen sich schön glatt und weich an. Historisch war das Polieren denn auch eher für Marmorpapier üblich, dies erfolgte zeit- und kraftaufwendig mit dem Achat, später fast maschinell mithilfe einer raumgreifenden, die Raumhöhe und die damit verbundene Kräftevervielfachung ausnutzenden, Vorrichtung, bei der kleine Buben den Glättstein über den Bogen Papier bewegen mußten. Überhaupt war die „Buntpapiererei“ - mit Ausnahme der an der Presse von gravierten Kupferplatten gedruckten Brokatpapiere – Sache der Frauen und Kinder und auch nicht „zünftig“.                                                                         

 

Bis in die Mitte des 20. Jahrhunderts stellten Buchbinder ihre Bezugspapiere oft selbst her; besonders die Kleisterpapiertechnik ist, was Aufwand und Material betrifft, simpel und kostengünstig. Man sollte sich allerdings nicht täuschen: was technisch so einfach erscheint, verlangt umso mehr gestalterisches Geschick und ein sicheres Auge für Formen und Farben. Eine geschmackvolle Farbwahl ist äußerst wichtig – schließlich wollen wir keine wilden papageienbunten Anstriche, sondern fein abgestimmte Nuancierungen. Bucheinbände, Papier und vor allem historische Drucke haben wenig gemein mit den Signalfarben zeitgenössischer Funktionskleidung. Papageien und andere Vögel aber dürfen sich auf manchem Brokat- oder Goldfirnispapier aus dem 18. Jahrhundert tummeln, in vornehmer Goldfarbe gedruckt vor zuweilen lebhaft buntem Hintergrund.

Was nicht fehlen darf bei der Kleisterpapiermacherei ist eine lockere Hand, die es vermag – freilich nach einiger Übung – einen großen Bogen Papier mit parallelen Linien, Wellenbändern, Locken zu überziehen.


In diesem Zusammenhang will ich nicht versäumen, die absolut wunderbare Produktion der Herrnhuter Schwestern zu erwähnen – hier erreicht das Kleisterpapier-Handwerk einen Höhepunkt!

Einige Jahrzehnte nach Gründung der Herrnhuter Brüdergemeine durch Graf Zinzendorf wurde 1764 in Herrnhut eine Manufaktur eingerichtet, in der begabte Schwestern der Gemeine Kleisterpapiere anfertigten. Diese zeigen oft rythmische, gitterartige Muster, mit Kämmen und Rollen erzeugt, mit kleinen Blumenmodeln bestempelt, berühmt ist auch der gekonnte Daumeneinsatz – Fingerwischer vom „Bollerchen“ bis zum „Doppelten Wolkenschlag“. Adrett und frisch im Erscheinungsbild, meist in den Farben Rot und Blau, scheinen diese Blätter förmlich von Lebensfreude zu vibrieren. Solche Arbeiten können nur in äußerster Konzentration in einem völlig schwerelosen Zustand, vielleicht durch Gebet und Gesang herbeigerufen, entstanden sein.

Oft sind wir, wenn wir ein solches originales Herrnhuter Papier finden, betroffen von der Intensität der Farben. Dieser Effekt, den ich vorhin schon bei den Brokatpapieren erwähnt habe, gleicht in etwa den Ahh und Ohh-Schreien nach der Restaurierung von Michelangelos Fresken in der Sixtina.

Aber: alle Buntpapiere waren einmal frisch und neu – und so, in der Hoffnung, daß heute wie zu allen Zeiten, Buntpapier den Menschen Freude bereitet, reihe auch ich mich ein in die lange Abfolge der oft anonymen Buntpapierproduzenten.
 

Heute gibt es nur noch wenige professionelle Buntpapiererinnen, die sich mit der Kleisterpapiertechnik beschäftigen. Für meine eigene Arbeit schöpfe ich aus einem unerschöpflichen Vorrat an Mustern und Ornamenten; viele Anleihen nehme ich an historischen Mustern, die ich bei uns im Antiquariat bzw. in den Beständen der geschätzten Kollegen meines Mannes finde (an dieser Stelle: vielen Dank für viele Male Stöbern, Bewundern, Fotografieren!); Tapeten, Stoffmuster, aber auch die vielfältigen Formen der Natur sind stets ein Quell der Freude und Inspiration.


 

Meine Arbeitsbereiche:

  • Fertigung verschiedenster Kleisterpapiere nach historischem Vorbild (Sprenkelpapier, Gestrichenes Papier, Abklatschpapier, Wolkenkleister, Herrnhuter Art, etc.), gerne auch nach konkreten Vorlagen zu Restaurierungszwecken

  • Bezugspapiere für Bücher und Schachteln

  • Geschenkpapier, Glückwunschkarten, Gelegenheitsarbeiten (Lesezeichen, Einladungen)

  • künstlerische Arbeiten auf Papier mit selbstgefertigten Modeln und Stempeln als Wandschmuck

  • auf Wunsch Versand von Musterproben der obengenannten Standardpapiere

  • Lieferung von größeren Posten auf Anfrage

     


 

Gerne nehme ich ihre Aufträge telefonisch oder per e-mail entgegen!     

Ulrike Eleonore Grießmayr

c/o Antiquariat Zipprich

Obere Dorotheenstraße 5A

96049 Bamberg

Tel: 0151 / 612 15 868

 


 

Ausstellung und Verkauf:

Mit einer Auswahl an Blättern vertreten bin ich einmal im Jahr auf der Antiquariatsmesse in  Stuttgart.